Kennst Du den Unterschied zwischen Baumwolle und Leinen?
•Versand am August 29 2023
Moin,
heute sind wir mal wieder im Thema Aufklärung unterwegs.
Bei uns im Geschäft kommen wir mit vielen Menschen ins Gespräch und stellen fest, das es doch recht viel Unsicherheit gibt, wenn es um die Unterschiede zwischen Baumwolle und Leinen geht.
Damit wollen wir nun aufräumen.
Auf den ersten Blick erfordert es ein geschultes Auge, um ein Textil zwischen Baumwolle und Leinen zu unterscheiden.
Fasern
Leinen wird aus den Fasern der Flachspflanze gewonnen, während Baumwolle aus den Fasern der Baumwollpflanze stammt. Die Flachsfasern liegen im Inneren der Pflanze in den langen Stängeln verborgen und werden durch mechanische Prozesse herausgelöst.
Die Baumwollfaser liegen offen oben in der geöffneten Fruchtkapsel und können leicht abgepflückt werden.
Beide Fasern sind natürlich und biologisch abbaubar.
Anbau
Der Anbau von Leinen erfordert weniger Wasser und keine Pestizide im Vergleich zur Baumwolle. Flachs kann auf marginalen Böden angebaut werden und benötigt keine Düngemittel.
Im Bioanbau ist eine 7jährige Fruchtfolge nötig.
Baumwolle hingegen benötigt viel Wasser und ist oft mit chemischen Pestiziden behandelt. Im Bioanbau werden diese stark eingeschränkt und durch Mischkulturen weniger Wasser benötigt. Leider wird durch den enormen Anstieg der Biobaumwollproduktion immer mehr Regenwald gerodet.
Herkunft
Leinen wird hauptsächlich in Europa, insbesondere in Ländern wie Belgien, Frankreich und Irland, angebaut, da hier die klimatischen Bedingungen passen. Immer mehr konventioneller Flachs wird auch in Asien angebaut.
Baumwolle wird weltweit angebaut, wobei die größten Produzenten Länder wie China, Indien und die USA sind. Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren so stark angestiegen, das immer mehr Anbauflächen benötigt werden.
Eigenschaften
Leinen ist bekannt für seine Atmungsaktivität und kühlende Wirkung auf der Haut. Es ist strapazierfähig, knittert jedoch leicht. Die Faser ist sehr lang und glatt und ist dadurch wenig schmutzanfällig. Leinen hat absorbierende Eigenschaften gegen Strahlung, fusselt nicht und ist daher besonders allergikergeeignet.
Leinen nimmt viel Feuchtigkeit auf und gibt sie schnell wieder ab. Weißes Leinen ist gebleicht und wird im Laufe der Zeit immer weißer.
Die Naturfarbe ist hellbraun
Baumwolle ist weich, bequem und pflegeleicht, neigt jedoch dazu, Feuchtigkeit zu speichern und sich dadurch nass anzufühlen.
Die Fasern sind deutlich kürzer, dadurch fühlen sich Baumwollgewebe oft etwas kuscheliger an. Baumwollfasern neigen im Laufe der Zeit dazu, zu vergilben.
Die Naturfarbe ist cremeweiß
Pflege
Beide Naturfasern sind sehr pflegeleicht.
Waschmaschinenwäsche ist unproblematisch.
Baumwollstoffe lassen sich leichter färben und bedrucken, gefärbte Leinentextilien werden durch das Waschen etwas heller und bekommen die typische Leinenpatina.
Leinen trocknet schneller als Baumwolle, daher sind Badtextilien aus Leinen ideal für unterwegs.
Erkennungsmerkmale
Ein Textil eindeutig als Leinen oder Baumwolle zu erkennen ist nicht ganz einfach.
- Brennprobe: beide Fasern bestehen aus Zellulose und riechen beim Verbrennen nach verbranntem Papier
- Sichtprobe: Leinen weist typische Unregelmäßigkeiten auf, die sich durch kleine Verdickungen im Gewebe deutlich sichtbar machen.
- Haptik: Beim Knautschen knittert Leinen mit schärferen Kanten als Baumwolle
Strukturen
Leinen: Es gibt Leinen als Gewebe und als Jersey. Manchmal wird Leinen auch noch Elasthan beigemischt, um es elastischer und dadurch pflegeleichter zu gestalten.
Halbleinen: Ein Gewebe aus 60% Leinen und 40% Baumwolle. Dieses wird häufig für Geschirrtücher und Bettwäsche verarbeitet. Das Material wird durch die Mischung vor allem günstiger.
Baumwolle: Es gibt Baumwolle als Gewebe und als Jersey. Häufig wird Elasthan beigemischt, um die Elastizität zu erhöhen. Baumwolle ist im Vergleich zu Leinen deutlich günstiger.
Nachhaltigkeit
Bei jedem Produkt solltest Du darauf achten, wo es hergestellt wird.
Leinen ist durch den Anbau regionaler. Leider werden seit einiger Zeit viele europäische Ernten nach Asien verkauft, um von dort als fertiges Garn wieder nach Europa zurück zu kommen. Das sind unnötige Transportwege und gefährdet die europäische Garnproduktion. Langfristig kann dies zu einem Aussterben der regionalen Produzenten führen, das Wissen geht verloren und die Abhängigkeit vom asiatischen Markt läßt sich nicht mehr zurückdrehen.
Frage nach, woher der Rohstoff kommt und wie transparent die Lieferketten sind.
Baumwolle kann aufgrund des Klimas nicht regional angebaut werden. Lange Transportwege lassen sich nicht vermeiden. Großflächige Rodungen aufgrund der sehr großen Nachfrage im Fast Fashion sind nicht nachhaltig. Wir sind der Überzeugung das es nicht der richtige Weg ist, die gesamte Produktion von Kleidungsüberschuss aus Biobaumwolle und zertifizierten Stoffen herzustellen.
Pflanzliche Fasern sind sehr wertvolle Rohstoffe, die nur begrenzt zur Verfügung stehen. Die große Industrie folgt dem Trend und den Wünschen nach zertifizierten Stoffen und produziert weltweit in riesigen Monokulturen Biobaumwolle.
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